Wer braucht scho‘ Anbaufläche, wo’s doch Supermärkte gibt?
Vor sehr langer Zeit, als die Deutschen noch in Mark und Pfennig dachten, hat das ZEF der Uni Bonn schon gewarnt: „Die Kosten für die Erneuerung versalzter oder erodierter Böden sind immens. Im Vergleich dazu kosten präventive Maßnahmen des Bodenschutzes nur Pfennigbeträge.“[1] Nun hat das ZEF zusammen mit dem IFPRI[2] eine ausführliche Globalstudie zum Ausmaß der Vernichtung ernährungsrelevanter Anbauflächen, also Ackerland ebenso wie Weide- oder Waldflächen, vorgelegt und das Ergebnis der fortgesetzten Missachtung des Bodens ist verheerend. In den letzten 30 Jahren sind demnach 30% (25% der Acker-, 33% der Weide- und 23% der Waldflächen) fruchtbaren Bodens von „signifikanter Degradierung“ betroffen worden und damit zur Lebensmittelproduktion nicht mehr oder nur noch eingeschränkt nutzbar. Ist der Humus erstmal weggeschwemmt, sagte der ehemalige Bundesumweltminister, UNEP-Exekutivdirektor und Rheinschwimmer Klaus Töpfer bei der Studienvorstellung in Berlin, brauche es bis zu 2000 Jahre zur Neubildung.[3]
Mittlerweile sind nicht mehr bloß die trockenen Weltregionen betroffen, sondern die Bodendegradierung, definiert als anhaltender Schwund von Ökosystem-Dienstleistungen und Biodiversität, hat den ganzen Erdball erfasst, während von Rio bis Paris ein glitzernder Klima-Kongress nach dem anderen tändelt. Der jährliche Schaden für die Weltgesellschaft beziffert sich auf satte 300 Mrd. USDollar, denn neben den direkten Ertragsverlusten wurden auch Folgeschäden aufgrund verminderter Wasserfilterungs-, Reinigungs- oder CO2-Bindungskapazitäten des Bodens eingerechnet. Nachhaltig und damit aufwendiger wirtschaftende Landnutzer/innen erhalten für solche Leistungen bzw. Investitionen nur 46% ihres Einsatzes zurück, so dass ZEF-Direktor Joachim von Braun forderte, die Gesellschaft müsse unsereinen endlich ordentlich „dafür bezahlen“.[4] Dieser Meinung sind wir ganz entschieden aber auch, verflucht nochmal!
Hélas, die Grüne Matrix sagt Euch was: Der kapitalistische Weltvernichtungskrug geht solange zum Brunnen, bis kein Tropfen mehr übrig ist, es sei denn, es bricht ihn vorher eine/r. Unter „Ausblick und Empfehlungen“ heißt es in der Kurzfassung der Studie (die englische Originalfassung gibt’s als kostenlosen Download hier): „Ziel 15 der von den Vereinten Nationen verabschiedeten Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung fordert dazu auf, die Bodendegradation aufzuhalten und sogar rückgängig zu machen“.[5] Na dann is‘ ja gut.
[1] ZEF-news Nr.8 vom Sept.2001, S.1 / ZEF:=Zentrum für Entwicklungsforschung
[2] IFPRI:=International Food Policy Research Institute
[3] Bericht der jW vom 12.2.2016 über die Studienvorstellung in der Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften / UNEP:=Umweltprogramm der Vereinten Nationen
[4] ebd.
[5] http://www.zef.de/uploads/tx_zefnews/ELD-policy_brief_summary_deutsch_febr_2016.pdf, S.4
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