FESTA DELLA LAVANDA: Lavandin- oder Lavendelöl?

29.8.2022 Sil Newsletter & Technix

FESTA DELLA LAVANDA & delle essenze di montagna: Lavandin- oder Lavendelöl?
________________Kurz vor den ORTI INSORTI [Den „Gärten im Aufstand“ der unglaublichen Schriftstellerin und Schauspielerin Elena Guerrini, 2008/9 bei StampAlternativa erschienen] erblickte das erste Lavendelfest in Baiardo das Licht der Welt, ausgerichtet von der tapferen und kampferprobten Paola Bergamini und unverkennbar denselben aufständischen Landbau-Impulsen folgend. Die 15.Auflage nun, an der wir mit einem Standl teilnehmen durften, stand unter dem eingangs erwähnten Pasolini-Motto aus 1962: „Wenn alle Bauern tot sein werden und alle Handwerker, wenn keine Bienen und keine Schmetterlinge mehr da sein werden, dann wird auch unsere Geschichte zu Ende sein.“[3] Dass die nicht unähnlich anlautende sog. ‚Weissagung der Cree‘ vor 60 Jahren in Europa schon breit genug bekannt gewesen wäre, brauchen wir erstmal nicht annehmen. Auch Opa Pompilio wird ohne diese zur Erkenntnis gekommen sein, dass wir Geld nicht essen können, sondern „haben, was wir haben und was wir nicht haben, brauchen wir nicht.“(Orti, S.33) Er pflegte ja auch das schöne Motto „Sapere, fare, saper fare, far sapere“, obwohl er vom schriftlich überlieferten Urheber Antonio Gramsci eher keine Zeile gelesen hatte – aber wer kann das schon so genau wissen? „Lui non sapeva niente, ma capiva tutto.“(S.20) So rund ist die Welt und so polyzentrisch, so gleich sind die Menschen, dass überall zu seiner Zeit die wichtigen Dinge des Lebens erkannt, erfunden, gemacht wurden: das Rad z.B. oder das Bier, das Feuer oder dass Wissen ohne Tun so nutzlos ist wie ein Hahn ohne Huhn. Triora ist so ein magischer Ort, an dem ein gestimmter Blick auf die weite bergige Landschaft drumrum den Betrachtenden derlei geradezu unmittelbar zu Bewusstsein bringt, hier anhand seiner mühsam von Menschenhand mit Trockenmauern urbar gemachten Anbau-Terrassen, die sich alle nur möglichen Hänge hochziehen. Von den Anden über Ligurien bis Zomia[4], ob nun Kartoffeln oder Tomaten, Bohnen oder Oliven, Reis oder Getreide – überall auf der Welt wurde (und wird) die Kulturgeschichte der Menschheit mit dem Schweiß der Landarbeitenden geschrieben und auch die andere mögliche Welt, die doch erst gegen das Imperium aller kapitalen Profitinteressen und für die Menschen durchgesetzt werden muss, wird von den produktiven ‚petty peasants‘ dieser Erde und nicht von einer ressourcenfressenden destruktiven Agrarindustrie ernährt werden. [So stand’s vor Kurzem im August-Newsletter (Nr.48) und ohne Fußnoten weiter im Text:]
________________Was den Lavendelbau betrifft, haben etwa die längst verwachsenen, bis zum Baudo-Rücken sich hochziehenden Lavendelterrassen Carpasios, dort immerhin in Form eines lokalen Kleinmuseums ihre Reverenz erhalten. Pietrabruna und auch das kleine Baiardo reüssieren dagegen sogar mit dessen gelingender Wiederbelebung (im gebührenden Kleinmaßstab). Zwar macht er keine/n satt, aber sein ätherisches Öl wirkt beruhigend, entspannend und -gerne als Raumduft- schlaffördernd, daneben entzündungshemmend im HNO- und antifungizid im Intimbereich, hilft gegen Insektenstiche und wird auch für Naturseifen oder Mottenblocker verwendet. In Baiardo sind die Reaktivierung aufgegebener traditioneller Agrarproduktionen wie eben Lavendel oder auch Äpfel, Honig, Kräuter, die Stärkung lokaler (Lebensmittel-)Handwerke durch reanimierte alte Feste mit ‚Mercatino artigianale‘ für Kleinerzeuger/innen sowie die Wiederentdeckung der vergessenen ‚Cucina Bajocca‘ mittlerweile ziemlich einhellig Essentials der Gemeindepolitik geworden, spätestens seit mit dem körperschaftlichen Einschluss in den ‚Parco Naturale delle Alpi Liguri‘ (der bekanntlich nur unserer Vignaier Hangseite zum Monte Ceppo zu verdanken ist) die Umorientierung auf einen eher alternativen Tourismus offiziell markiert war. Wie jeder andere hat auch der Lavendelbau freilich so seine ganz spezifischen Eigenheiten; Aber anders als etwa im Peperoni-, Samen- oder Dachsbau, deren jeder allein schon derart viele Eigenheiten birgt, dass sie im Duobetrieb fast nur exklusiv durchgeführt werden können, ist Lavendel recht pflegeleicht und unkompliziert in der Kultivation. Allerdings lässt sich im kleinen Rahmen unserer Destillation des eigenen Anbaus die Ernte nicht einfach mit Stiel und Stengel in riesige Bottiche gabeln; sondern wir müssen die Blüten erstmal vom Rest abzupfen, um sie für die Destillation handlich zu separieren.
________________Und noch eine Besonderheit weist der Lavendelbau auf: nämlich einen Haufen verschiedener Lavendelsorten, deren 2 bedeutsamste der hiesige klassische ‚Lavanda Fine‘ sowie der in Südfrankreich übliche ‚Lavandino‘ sind. Letzterer ist wie alle anderen Arten ein waschechter Lavendel – und doch unterscheidet sich der ‚Lavandin‘ deutlich vom ‚Lavendel fein‘. Er riecht heller, blumiger und weniger nach der sprichwörtlichen „alten Oma“ und beruhigt auf erfrischende, sogar herzstärkende Weise. Als Raumduft wirkt er antiviral und überhaupt stark desinfizierend, schmerzlindernd und wundreinigend (speziell bei verschmutzten Wunden) sowie gegen Rheumatismen und Nervosität. Dass so 2 vielfach unterschiedliche Gesellen, die wir sämtlich mit Vergnügen auf unserer Campagna anbauen, doch beide echte Lavendels sind, ist eins der kleinen Wunder unsrer kleinen Welt, die uns immer wieder staunend noch am Leben hält. Und das ist noch nicht Alles! Der ‚Lavandino‘ hat einen weiteren großen Vor- und Nachteil: Er ist vom Ölergebnis her ergiebiger, lässt sich im Land des ‚Lavanda fino‘ aber auf keinem ‚Mercatino Artigianale‘ verkaufen. Selbst wenn wir ihn mit 9 statt 10 € pro 10ml parallel anbieten: der FINE ist ausverkauft, der DINO bleibt. Wir halten aber trotzdem auch zum Lavandin, produzieren ihn weiterhin und haben ihn im Rahmen der Newsletter-Community nun einmalig für 8 € angeboten – dieses Lavandin-Sonderdings gilt nur noch im September!


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