La Via Campesina zur 27.Klimakonferenz im November

6.11.2022 admin La Via Campesina

[La Via Camesina zur diesjährigen COP27 in Ägypten, eig. Übers.:] Jahr für Jahr, eine UN-Klimakonferenz der Vertragsparteien (COP) nach der anderen, und die globale Klimakrise verschlimmert sich doch nur weiter. Die heutige Krise, großenteils durch die Agrarindustrie und das von ihr befeuerte zerstörerische kapitalistische System verursacht, ist direkte Folge eines Wirtschaftssystems, das jede Form des Lebens ausbeutet, ohne die Grenzen der Natur anzuerkennen. Die komplizierten Systeme und lebenserhaltenden Kreisläufe von Mutter Erde werden zerbrochen, die verheerende Covid19-Pandemie bei für viele unzugänglicher Gesundheitsversorgung zeigt dabei, wie grausam der Kapitalismus sein kann, wenn es zum Verhängnis durch die Naturzerstörung verursachter Schmerzen, Leiden und Verluste kommt. Ob in Pakistan, Palästina oder Puerto Rico –um nur einige zu nennen– die einst ferne Bedrohung durch den „Klimawandel“ erreicht nun in Wellen von „katastrophalen Wetterereignissen“ den Alltag der Menschen und macht klimabedingte Tragödien zu einem allzu häufigen Bestandteil. Von Dürren bis Überschwemmungen, Waldbränden bis Wirbelstürmen haben diese extremen Erscheinungen das Leben und die Ernährungssouveränität der Menschen bedroht und sogar zerstört, die nach echten Lösungen verlangen, um die globale Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. Mit minimaler Rücksicht auf die von der UNO anerkannten Rechte auf Nahrung, Gesundheit, Frieden und Selbstbestimmung, geschweige denn das jetzt universelle Menschenrecht auf „saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt“ (UN-Generalversammlung, 2022), teilen die Machthungrigen noch Kriege, Besetzungen und Sanktionen aus, als ob es nicht schon genug wäre. Darüber hinaus berichtete The State of Food Security and Nutrition in the World (SOFI, 2022), dass Klimaanfälligkeit und -extreme den Anstieg von Hunger, Armut und Ungleichheit noch beschleunigen. Klimakonferenz die 27. - La Via Campesina für Ernährungssouveränität, Bauernrechte, Agrarökologie und klimagerechten Übergang
Bei der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) und ihrer alljährlichen Klimakonferenz (COP) nutzen transnationale Unternehmen (TNC) ihre Kontrolle über die meisten nationalen Regierungen und multilateralen Institutionen, um die Krise zu einer Ware zu machen, um zu leugnen, dass der auf fossilen Brennstoffen basierende Kapitalismus irgendetwas damit zu tun hat und um jede reale Möglichkeit einer transformativen Veränderung zu blockieren. Obwohl das Lebensmittelsystem der Konzerne für über 50% aller Treibhausgase (THG) verantwortlich ist, bieten die Bayer-Monsanto-Unternehmen der Welt nichts weiter als profithungrige Vorschläge, verpackt in beschämende „Netto-Null“-Programme. Anstelle einer wirklich dringenden und notwendigen Reduzierung der Emissionen –deren Hauptverantwortung bei den Eliten der historischen Emittenten wie den Vereinigten Staaten, Europa, Kanada und Australien liegt– bieten korporative Fehllösungen einen Freibrief für den herrschenden kolonialen Kern und führen gleichzeitig einen globalen Angriff auf ländliche Gemeinschaften, Lebensgrundlagen und Territorien. Sogenannte „naturbasierte Lösungen“ (NBS) wie REDD und REDD+, „Soil Carbon for Offsetting“ und andere marktbasierte Handelssysteme sowie die Übernahme der Landwirtschaft durch Unternehmen via Patentierung, „Digitalisierung“, „nachhaltige Intensivierung“ und „climate-smart(ation)“ sind große Gewinne für die Agrarindustrie, aber schreckliche Verluste für Bauern, indigene Völker, Fischer, Waldbewohnende und andere an vorderster Front der globalen Klimakrise. Und wenn der große Scherz von „Netto-Null“ das Klima nicht beruhigen kann, versprechen transnationale Konzerne, dass extrem risikoreiches Geo-Engineering irgendwie den Tag (oder zumindest ihre Gewinnmargen) retten wird. Dies war die Norm bei Klimakonferenz auf Klimakonferenz, und die 27.Jahreskonferenz der Vertragsparteien (COP27) wird wahrscheinlich nicht anders verlaufen.
Ausgegeben als „Afrikas Klimakonferenz“, soll sie in der elitären und künstlichen Enklave Sharm el Sheikh in Ägypten stattfinden. Weit entfernt von den unerschütterlichen Selbstbestimmungskämpfen des afrikanischen und arabischen Volkes, lässt die COP27 organisierten Gemeinschaften nur sehr wenig Raum, um der Macht der Konzerne die Wahrheit entgegenzusetzen. Unter anderem aus diesem Grund organisierten viele unserer Schwesterorganisationen vom Africa Climate Justice Collective (ACJC) die African People’s Counter COP (Gegen-Klimakonferenz des afrikanischen Volkes), die echte, auf Klimagerechtigkeit, Priorisierung von Menschen und dem Planeten sowie Beendigung der Konzernkontrolle beruhende Lösungen durch die UNFCCC forderte. Diese Forderungen stehen im Einklang mit unserer hart erkämpften UN-Erklärung über die Rechte von Bauern und anderen Menschen, die in ländlichen Gebieten arbeiten (UNDROP): „Die Staaten müssen alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass nichtstaatliche Akteure, die sie zu regulieren in der Lage sind, also Privatpersonen und Organisationen sowie transnationale Konzerne und andere Wirtschaftsunternehmen, die Rechte von Bauern und anderen in ländlichen Gebieten arbeitenden Menschen respektieren und stärken … (und) … geeignete Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass Bauern und andere Menschen, die in ländlichen Gebieten arbeiten ohne Diskriminierung eine sichere, saubere und gesunde Umwelt genießen“.
Genau aus diesem Grund wird La Vía Campesina auf der COP27 vertreten sein. Delegierte von Mitgliedsorganisationen werden ihren Stimmen, Traditionen, Erfahrungen und Lösungen Gehör verschaffen. Wir werden weiterhin Ernährungssouveränität fördern, praktizieren und hochhalten als das Recht der Völker auf gesunde und kulturell angemessene, durch ökologisch vertretbare und nachhaltige Methoden hergestellte Lebensmittel und das Recht auf Definition unserer eigenen Ernährungs- und Landwirtschaftssysteme. Wir werden abermals erklären, dass Bauern durch agrarökologische Praktiken und Territorien mehr als 70% der weltweit produzierten Lebensmittel auf weniger als 30% der verfügbaren Ackerflächen anbauen. Wir werden betonen, dass Agrarökologie ein nachhaltiger Weg nach vorn ist, der auf jahrhundertelanger Erfahrung und gesammelten echten Beweisen basiert – es ist eine Wissenschaft, eine soziale Bewegung und ein Lebensstil, der von Millionen auf der ganzen Welt durch sinnvolle Arbeit, Kooperation, Strategie und Organisation praktiziert wird. Wir werden UNDROP verbreitern und teilen, ein internationales Rechtsinstrument, an dessen Schaffung wir mitgewirkt haben und das die Rechte der Menschen an ihren Territorien, Saatgütern, Gewässern und Wäldern verteidigt sowie eine nachhaltigere Lebensweise fördert. Wir werden in Solidarität mit allen stehen, die für kollektive Rechte kämpfen, und die Notwendigkeit „gemeinsamer, aber unterschiedlicher Verantwortlichkeiten“ zwischen den Staaten bekräftigen – einschließlich eines dynamischen, komplett durch Klima-Reparationen für die kolonialen Hinterlassenschaften der Vergangenheit und Gegenwart finanzierten Grünen Klimafonds, der frei von jeglichem Einfluss des Internationalen Währungsfonds (IWF) oder der Weltbank (WB) ist, bar aller neoliberalen Zumutungen, die nur dazu dienen, die Menschen und den Planeten weiter auszubeuten. Wir sind solidarisch mit und unterstützen diejenigen in der Bewegung für Klimagerechtigkeit, die klimagerechte Reparationen fordern, nicht einfache „Klimafinanzierung“. Schließlich werden wir auf der COP27 weiterhin unsere Arme und Schultern recken und strecken, um Solidarität, Aktionen und gemeinsame Strategien mit Basisorganisationen, Allianzen und sozialen Bewegungen aus der ganzen Welt aufzubauen, die für Klima und soziale Gerechtigkeit kämpfen.
Während die meisten nationalen Regierungen und multilateralen Institutionen kapitalistische Lösungen anbieten, die es systematisch versäumen, die Klimakrise anzugehen, bekräftigen wir von La Via Campesina, der organisierten Stimme von über 200 Millionen Bauern, Landlosen, Indigenen, Hirten, Fischern, Migranten, Landarbeitern, Klein- und Mittelbauern, Landfrauen, Bauernjugend und Geschlechtsdiversen, in Übereinstimmung mit einer Vielfalt von Bewegungen für Klimagerechtigkeit, hier und jetzt unsere wahren Lösungen: ERNÄHRUNGSSOUVERÄNITÄT KÜHLT DEN PLANETEN! Wir werden sie mit Agrarökologie und Bauernrechten aufbauen, um einen gerechten Übergang zu gewährleisten, der auf der Macht der Menschen, ökologischem und sozialem Wohlergehen und Solidarität im lokalen, regionalen und internationalen Kontext basiert. Gemeinsam im Kampf werden wir siegen!
BAUERNRECHTE UND AGRARÖKOLOGIE FÜR EINEN GERECHTEN ÜBERGANG!
GLOBALISIERT DEN KAMPF! GLOBALISIERT HOFFNUNG!


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