RESISTENZA: Antifaschistische Haltung in bösem Wind
25.4.2024 Giorgio LIGURIEN bereisen, Newsletter & Technix, OUTDOOR-Trekkings
Unter dem Titel „FISCHIA IL VENTO: Aufrechte Haltung in bösem Wind“ erschien im Liguri-Newsletter vor 6 Jahren (Mai 2018) folgender Artikel zum 75.Geburtstag der antifaschistischen Resistenza in unserer Gegend, der auch 2024 noch volle Gültigkeit hat. Korrigiert werden muss im Text heute lediglich die 75 durch die 81 [der ein oder andere aktuelle Hinweis wurde eckig hinzugefügt]. Die Grafik ist das offizielle Jahresplakat des Partisanenverbands (es gibt nur den einen, ANPI, alle anderen sind gelbe Fakes). Und beides zusammen bildet einen zaunpfahlen Aufruf, auf den Spuren des Widerstands wandernd Ligurien im Frühling zu bereisen. Den quartalsweisen Newsletter gibt es hier klickend kostenlos zu bestellen (dort auf „Kontakt“ und entsprechende eMail schicken).
__________>>Einen besonderen Schwerpunkt dieses Jahres, zu dem wir wie letztens schon verlautbart immer wieder paar Specials produzieren werden, bildet der 75.Geburtstag der Resistenza, die wohlfeil anderslautenden Unkenrufen rechter Kochfroschvisagen zum Trotz weiterhin ihren verdienten Platz in Geschichte, Gegenwart und Gesellschaft Italiens behauptet. Auch in unserer Gegend haben das zahllose Feste zum Befreiungsgedenktag am 25.April wieder unterstrichen, dem historischen Datum nicht der offiziellen Wehrmachtkapitulation in Italien (die erfolgte 4 Tage später, die Kämpfe dauerten ortsweise jedoch noch bis weit in den Mai), sondern des von den antifaschistischen Widerstandsverbänden herbeigeführten massiven Volksaufstands mit ihren Siegeszügen, als die Partisan/innen Norditaliens aus den Bergen in die Städte strömten, Torino, Genova, Milano vorneweg. Den als Deutschen verkleidet schweizwärts abhauenden Duce erwischten die Garibaldini dabei nahe Como, das bei diesen die Hauptlast der Kämpfe tragenden
Rotbesternten längst vorliegende Todesurteil wurde ohne Sentimentalitäten am 28.April vollstreckt und die Leiche im Triumphzug durch Milano mitgeführt, damit auch alle vom Ende des Verhassten erfahren und davon, dass die Guten selbst gewinnen können. Zum Vergleich: In Dolfland ist der 8.Mai kein Feiertag und ihren Führer haben die Deutschen auch nicht selber erledigt, sondern ihm noch einen aufgeblasenen Abtritt durch Freitod mit Rührfaktor in letztmöglicher Minute gestattet. Eine tatsächliche, etwa aufstandsbreite Verhasstheit gab es nie und das mit dem Ende war auch nicht so klar, sondern eher der Anfang von Verdrängung, Mystifizierung und seilschaftlichem Neuaufbau.
__________In Italien hingegen konnte nicht einmal die straußähnlich faschistoide Deserinnerungspolitik Berlusconis die spürbare Präsenz des Widerstands kleinkriegen, obwohl das einer der intensivsten und in Details oft erfolgreichen Kampagnen dieses Proto-Trumps war, der auf deutsch idiotischerweise bloß als lustgreiser Bungabunga-Clown oder korrupter Polit-Tycoon fehlerinnert wird. Das kleine Resistenza-Museum hier in Carpasio existiert z.B. trotz aller Kürzungen von Förderungsmitteln, Steuervorteilen und institutionellen Sonderrechten im Partisanengedenkwesen immer noch [neuerdings wieder mit Zuschmierungen seiner Wegweiser behelligt]. Und große Widerstandsbewegungen der Gegenwart wie die gegen das EU-geförderte Mammutprojekt des irrwitzigen Hochgeschwindigkeitszugs TAV von Lyon nach Torino stellen sich explizit in die partisanische Tradition: Heute und immer, „Ora e sempre: Resistenza“ lautet ihr Schlachtruf.
__________In der Provincia Imperia, zu der wir gehören und die sowenig wie Baiardo in Ceriana bislang in der Provincia Savona aufgelöst wurde, erblickte die Resistenza im September vor 75 Jahren das Licht der Welt – freilich nicht ohne Vorgeschichten und Kontexte, die den Rahmen eines Newsletters darstellerisch jedoch sprengen (da wäre eine unserer kompetent geführten Mehrtagestouren auf Partisanenspuren schon besser geeignet). Die ersten Kasernen wurden in Garessio und Pieve di Teco überfallen und ausgeräumt, weil die Partisanen für den nahenden Winter in den Bergen dickere Kleidung, Decken und Schuhe brauchten, Waffen, Munition oder auch Verpflegung sowieso. Der erste Gefallene war Walter Berio in Barcheto, einem Vorort Oneglias, bei einem Zufallszusammenstoß mit den Nazis. Das erste ‚richtige‘ Gefecht trug sich in den Olivenhügeln von Montegrazie zu, wo die Nazis gewaltsam Vieh und Lebensmittel einsammelten. Nicht viele sprechen hier deutsch, aber EIN Wort kennen bis heute so ziemlich alle auf dem Land: Kaputt.
__________“Raus, raus alle, sonst kaputt!“ war der gebellte Befehl der Deutschen von Beginn an, wenn sie die Leute aus ihren Häusern, Höfen und Almhütten jagten, um z.B. solche Requirierungen durchzuführen. Diesmal gerieten sie selber unter Beschuss, nämlich durch die Einheit des ersten Partisanenanführers Felice Cascione, woraufhin auch Leute vom Dorf mit ihren Flinten und Musketen dazukamen und die eben noch von den Deutschen Rausgejagten eifrig beim Nachladen halfen. Der Septembertag ging an Casciones Leute, aber im Winter war dieser schon im MG-Feuer umgemäht, eine tragische Geschichte über zuviel Großmut und Gnädigkeit, vielleicht mal am Lagerfeuer auf einer Langwanderung zu erzählen. Alle Partisanengeschichte ist ländlich, die Geschichte politisierter Landeier, die von sympathisierenden Landeiern mindestens respektiert und oft unterstützt wurden. Und wer mehr darüber wissen will, bucht am Besten gleich einen von inzwischen bereits 4 verschiedenen Trekkings [click here for more] dazu.<<
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