Kleinbauern aller Länder: Internationaler Aktionstag gegen WTO und Freihandelsabkommen am 10.9.
La Via Campesina, weltgrößte und einzige echt internationale Kleinbauern-Organisation, ruft für 10.September wieder zum „International Day of Action against the WTO and Free Trade Agreements: Call to Action!“ auf, hier in eig. Übers. aus dem Englischen:
—- „An die Arbeiter, Bauern und alle Menschen dieser Welt! —-
Der 10.September wird von La Via Campesina und ihren Verbündeten weltweit als Internationaler Aktionstag gegen die Welthandelsorganisation (WTO) und Freihandelsabkommen begangen. An diesem Tag gedenken wir des Opfers des südkoreanischen Kleinbauern Lee Kyung Hae in Cancún im Jahr 2003, als er sich aus Protest gegen die WTO-geführte Freihandelspolitik das Leben nahm.
Die Globalisierung des freien Marktes hat unserem Volk und der gesamten Menschheit nur immenses Leid gebracht. Die grassierende Privatisierung von Territorien und Gemeingütern, Deregulierung, Importschübe und Dumping, kriegsbedingte Versorgungsunterbrechungen und in jüngster Zeit der Missbrauch von Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen für imperialistische Interessen haben das Leid der Arbeitenden und kleinen Lebensmittelproduzierenden nur noch verschlimmert. Trotz ihrer offensichtlichen Versäumnisse hat die WTO (und die außerhalb ihrer Grenzen ausgehandelten Freihandelsabkommen) nach wie vor einen enormen Einfluss auf den Welthandel.
Der jüngste Zollkrieg der US-Regierung zeigt zudem, dass Handelsmaßnahmen als Waffe imperialer Außenpolitik eingesetzt werden können – anstatt kleine Lebensmittelproduzierende zu unterstützen, die Nahrungsmittelverfügbarkeit zu verbessern, Arbeitsplätze zu schaffen und die Ernährungssouveränität sowohl im globalen Norden als auch im globalen Süden zu stärken. Angesichts eines solchen imperialen Angriffs bleibt die WTO dysfunktional.
Wir müssen unseren Kampf gegen diese neoliberalen Institutionen verstärken, die Bauernschaft und die ländlichen Gemeinden verteidigen und unsere Ernährungssouveränität und Biodiversität schützen.
Heute kommt es in fast allen Teilen der Welt zu Protesten der ländlichen und städtischen Arbeiterklasse. Nachdem sie von einem Wirtschaftssystem, das mit dem Segen der Weltbank, des Internationalen Währungsfonds, der WTO und Freihandelsabkommen expandierte, systematisch marginalisiert und unsichtbar gemacht wurden, bringen die Menschen ihre Frustration in Massenprotesten zum Ausdruck.
Es ist unerlässlich, dass wir diesen wachsenden Ruf nach Veränderung nutzen. Der aktuelle globale Kontext bietet die Chance, einen neuen globalen Handelsrahmen auf der Grundlage von Ernährungssouveränität zu gestalten – einen, der den Interessen von Bauern, Kleinbauern und Arbeitern wirklich dient.
Wir müssen –von unseren Territorien aus– gemeinsam einen Rahmen schaffen, der die Prinzipien des globalen Handelssystems radikal verändert und Ernährungssouveränität schafft. Einen Rahmen, der es Ländern ermöglicht, Strategien zu entwickeln, die allen Menschen, insbesondere Kleinbauern, einen angemessenen Lebensunterhalt sichern.
Mindestpreise, öffentliche Lagerhaltung, Versorgungsmanagement und öffentliche Lebensmittelbeschaffung sind nur einige von vielen pragmatischen Maßnahmen, die Kleinbauern ein angemessenes Einkommen sichern und das Recht der Menschen auf gesunde und nahrhafte Lebensmittel verteidigen können.
Ein Rahmen, der garantiert, dass unsere Nahrungsmittelsysteme demokratisch organisiert sind und nicht den Launen des Marktes überlassen werden. La Via Campesina ist überzeugt, dass ein solcher Handelsrahmen Instrumente wie Zölle, nichttarifäre Handelshemmnisse und Subventionen mobilisieren sollte, um vorrangig Familienbauern, Kleinproduzenten, Fischer und Landarbeiter zu unterstützen.
Im September dieses Jahres findet in Kandy, Sri Lanka, das 3.Nyéléni Global Forum statt. Es bringt ein breites Spektrum sozialer Bewegungen –darunter Kleinproduzierende, indigene Völker, Arbeitende und Aktivist/innen– zusammen, um Vorschläge für eine systemische Transformation unserer Nahrungsmittelsysteme zu erarbeiten. In diesem wichtigen Forum soll auch der Vorschlag für einen neuen Handelsrahmen auf der Grundlage der Ernährungssouveränität vorgelegt, diskutiert und inhaltlich vertieft werden.
La Via Campesina bereitet sich außerdem auf die Mobilisierung zur nächsten WTO-Ministerkonferenz (MC14) vor. Vom 26. bis 29. März 2026 findet in Kamerun die WTO-Ministerkonferenz statt. Die WTO –die sich auf dem Sterbebett befindet– kämpft darum, in einer Welt, die mit Problemen wie wachsender Ungleichheit, Armut, Hunger und Krieg zu kämpfen hat, relevant zu bleiben. Die WTO muss sich aus der Landwirtschaft zurückziehen. Wir müssen die WTO beenden. Aber wir müssen auch unsere Alternative vorschlagen.
Schließt Euch uns an und lasst uns gemeinsam die Welt gestalten, von der wir wissen, dass sie möglich ist. Organisiert Veranstaltungen, Kundgebungen und öffentliche Kampagnen, um das Bewusstsein zu schärfen und sich für eine alternative Handelspolitik einzusetzen, die Solidarität, Internationalismus, soziale Gerechtigkeit, Ernährungssouveränität und Umweltgerechtigkeit in den Vordergrund stellt!
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.