Pastasciutta Antifascista: 2025 zum 4. Mal in Carpasio

20.7.2025 admin LIGURIEN bereisen

Jedes Jahr um den 25.Juli werden in Italien (und mittlerweile mehrerenorts sonstwo auf der Welt) „Pastasciutta Antifascista“-Feste gefeiert, die den von der Bauernfamilie Cervi 1943 begründeten Brauch, zur Freude über die Absetzung Mussolinis das jeweils ganze Dorf bzw. Umland zum fröhlichen Nudelessen mit Wein samt Kuchen einzuladen, hochleben lassen. Das italienische Istituto Cervi in der Nähe des Originalschauplatzes des historischen Geschehens (Campegine in der Provinz Reggio Emilia) wacht dabei darüber, dass im Netzwerk eingetragene Veranstaltende auch tatsächlich den Cervi-Bezug wahren und ihr Event „per celebrare i valori antifascisti“ aufziehen. Wer da hingeht, demonstriert demnach gleichzeitig im ehrenden Gedenken der Verdienste sowohl der ursprünglichen Partisan/innen der Jahre 43-45 als auch der nachfolgend im ANPI (dem ital. Partisanenverband) zusammengeschlossenen Ehemaligen und neu Aktiven gegen alten und erneuten Faschismus, wie er heute im neoliberal-faschistischen Block an der Macht zunehmend das ganze Abendland verdunkelt. Seit nunmehr 4 Jahren hat auch in unserer Gegend diese „Pastasciutta Antifascista“-Tradition wieder einen festen Platz, denn im schräg gegenüber einfließenden Argentina-Seitental der Carpasina richtet das Resistenza-Museum in Costa di Carpasio das Fest -mit vielen Veranstaltungen drumrum- wieder aus.
Im historischen Vorbild kratzten die 7 Brüder und ihr Vater (alles bereits aktive Antifaschisten meist mit Hafterfahrung) zum Freudenfest soviel Weizen, Käse und Butter zusammen, dass es für bis zu 500 kg Pasta reichte, womit locker 2000 kuhle Wampen sattzukriegen waren. In Zeiten des faschistischen Weltkriegsregimes mit seinen auch gravierenden Verarmungs- und Hungerfolgen in Italien selbst war die „Pastasciutta Antifascista“ insofern ein doppeltes Fest; und auch ein doppelter Widerstandsakt, denn der -überwiegend zu importierende- Weizen war bei den Schwarzhemden bis zur politischen Bekämpfung verpönt, weil diese Lebensmittelprodukte aus vor Ort leichter verfügbaren Esskastanien, Mais, Gerste, Hirse oder Reis propagierten. Noch dazu hatten Weizenlieferungen der feindlichen USA, die 2 Wochen zuvor auf Sizilien anlandeten, den antiitalienischen Ruch des Getreides verschärft. Die doppelt antifaschistische Pastasciutta-Freude währte allerdings nur ihre berühmten 45 Tage – dann war der nach seiner Absetzung in der Bergfestung Gran Sasso Inhaftierte wieder frei, rausgeholt aus dem ausbruchsicheren Höhenknast von einem deutschen Fallschirmjägerkommando und reanimiert zu einer weiteren Amtszeit als „Duce“ von Wehrmachts Gnaden. Den vorübergehenden Rollback des Faschismus in Nord- und Mittelitalien überlebte von den Cervi-Brüdern keiner, noch vor Jahresende waren sie alle ermordet.
Das wahrscheinlichste Rezept ihrer originalen „Pastasciutta Antifascista“ findet sich frisch in unserer Rezepteliste, das abgebildete Veranstaltungsplakat von 2019 entstammt der überaus sympathischen Website „https://authentisch-italienisch-kochen.de“ von Matta (sono Matta e non sono matta) und zeigt im Background eine Aufnahme vom Fest am 26.7.43 in Mailand.Pastasciutta Antifascista Veranstaltungsplakat 2019 mit Originalfoto Mailand 1943

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