GEWISS IS: Da Russ‘ der kommt, da Russ‘ der kommt

21.4.2025 Coroniiiie ITALIEN-Hintergrundinfo

– des is gewiss. „Aus irgendwelchen u./od. unerfindlichen Gründen“ wären die Italiener, höre ich in letzter Zeit häufiger von Deutschen mit Italien-Diplom, seltsam „russlandfreundlich“ – woraus natürlich kein Ansporn erwächst, den Dingen näher auf den Grund zu gehen und dabei wenigstens mal einen auch herauszufinden – bei Deutschen doch nicht, woher denn!?[0] Vielleicht lässt sich dem betrüblichen Übelstand mit paar Lockerungsübungen in Einzelfällen dennoch geistbeflügelnd noch abhelfen: Was haben Alphaville 1965 und Berlin 2025 miteinander zu tun, was die Biermöslblosn mit Lemmy Caution gemeinsam? Am 8.Mai, der als Tag der Befreiung vom Faschismus in Italien bereits am 25.April gefeiert wird, im Land der führenden Täter/innen freilich zutiefst erstmal als Niederlage und Fremddiktat eingebrannt ist, zeigt sich im Nachfolgestaat des III.Reiches seit Doppelwumms und Zeitenwende die 1000jährige Rechtsnachfolgerin BRD wieder volle Lotte in ihrer gewohnt herz- wie hirntoten Großkotzigkeit, im modeschicken Ampelanzug diesmal, alter Wein in neuen Schläuchen. Ihre erwählte Doppelspitze, demnächst in Ehren abgetreten: 2 Lügenbaronsen der Extraklasse, denen die Falschaussagen aus allen Knopf- und Kleiderlöchern quillen. Da hat es der Eine schon in seiner ersten 8.Mai-Rede vor 3 Jahren fertiggebracht, einen neudeutschen „Tag der Befreiung“ ganz ohne „vom Faschismus“ oder den Löwenanteil der Sowjetunion an dessen Beendigung auch nur anzudeuten, weltkriegsnarrativ passend gemacht zu begehen (den westlich gemeinten „Alliierten“ immerhin, behauptet er -allerdings ähnlich wahrheitswidrig-, seien „wir Deutsche bis heute dankbar“[1]). Und die Andere, „mehr ausm Völkerrecht“ kommende Hochstaplerin, hält eingekesselten Neonazikriegern in Mariupol die Soli-Stange, Beihilfe zum Genozid für praktischen Feminismus und ihren eitlen Bauchnebel fürs eherne Zentrum universalen Rechtlichkeitsgewissens. Gemeinsam autokratisch für Frieden und Freiheit hetzen so ein clever geschichtsklitternder Scholzomat und eine schlüpfrig feministisch verglitterte Außenpolitik in den 3.Weltkrieg – nur diesmal noch von einer bombastisch angeschwollenen Medien- und Kulturindustrie flankiert und digitalistisch aufgebauscht mit künstlicher Intelligenz- als ob ein Elektronenhirn das fehlende außenministerielle wenigstens auf Erbsengröße aufzublasen vermöchte. Tatsächlich klangen beider Verlautbarungen bereits von Anfang an in je spezifischer Weise wie von eher schlecht und billig programmierten Tarnsprechautomaten fabriziert, im Epistemischen schonmal die reinste Willkürherrschaft à la Trump verkörpernd und beim Maskieren ihrer Dämlichkeit bloß unterschiedlich geschickt.
______________Nun sind wir gewiss alle dumm geboren hienieden. Und nicht wenige haben am Ende ihres Lebens diesen Level kaum nennenswert überstiegen. Aber nur die Deutschen schaffen es, sogar noch dümmer in die Kiste zu steigen als sie einst aus dem Schoß -so fruchtbar noch- gekrochen kamen. Deshalb machen sie ihre Fehler ja nicht bloß einmal (schlimm genug) oder gar zweimal (Idiotengrenze), sondern garantiert auch ein drittes (und finales) Mal. Vor 4 Jahrzehnten wusste die Biermöslblosn z.B. schon so schön ein klares Lied davon zu singen und lachten sich einen dabei: „Da Russ‘ der kommt, da Russ‘ der kommt – des is gewiss“, nahmen sie die machtbesoffenen Dumpfbacken-Gewissheiten aller Kriegsprediger/innen aufs Korn, an deren „gereckter Pathetik“ zuvor auch unser Tucholsky bereits kein gutes Haar gelassen hatte[2]. Einzig fraglich blieb noch, ob er aber über Oberammergau oder aber über Unterammergau (oder aber überhaupt nicht) kommt.
______________2025 geht der 111jährige Evergreen deutscher Nation so: „Der Russ‘ der kommt, der Russ‘ der kommt – des is gewiss. Obrr abrr Zwanzigachtundzwanzig kommt, odrr abrr Zwanzigsechsundzwanzig kommt, odrr abrr übrrhaupt nit kommt – des wiss ma nit.“ Vom scharfsichtig konsequenten Slogan „Diesem System keinen Mann und keinen Groschen!“ des altehrwürdigen Kriegsdienstverweigerers August Bebel in Fundamentalopposition gegen das 1871 militärisch zusammengeklatschte II.Reich mit dem kleindeutsch gelösten Preußenkaiser und seinem ersten Kanzler Bismarck jedoch bis zur Neuauflage des Biermöslblosn-Klassikers – nichts scheint zu helfen gegen den erreichten Grad an Kriegsgeilheit und Vollverblödung, jeglicher Einwand humaner Vernunft perlt ab am aalglatt verblockten Elektronengehirn, dessen instrumentelle Machtmechanik immer nur weitere Worthülsen zum Lobe und zur Selbstimmunisierung seiner siegheilen neoliberal-faschistischen Lieblingsblase an den Schalthebeln ausspuckt. Dumm geblieben + Medienpower + KI ergibt die triple obsession deutscher Zustände 2025 auf dem selbstverschuldeten Weg ihrer irrigen Wiedergutwerdung, die mit Militarisierung und Diktatorisierung im Innern beginnt und im abermaligen Weltkriegsverbrechen endet. Den Klimakollaps gibt’s mit regierungsgrünem Segen gratis obendrauf. Der Königsweg ist dabei mit affektivem Kitsch und blendendem Glitter gepflastert, der oberflächlich bella figura transportieren soll, aber eigentlich nur nullig nackt, hohl und im Guten noch nichtmal ernstgemeint ist. Was bleibt, ist ein infantiler Lügenhaufen Hoffnungsspeck – und alles tanzt drumrum wie um das Goldene Kalb: warum?
______________Eddie Constantine, der olle Haudegen als Agent der Humanität in Godards „Alphaville“ (im Dt. vielleicht bekannter als „Lemmy Caution gegen Alpha-60“), hat die Tyrannei des allvereinnahmenden Elektronengehirns mit einem feinen Trick am Ende doch noch stürzen können. Die so unbesieglich erscheinende Übermacht des Verblödungszusammenhangs wurde letztlich durch die rätselhafte Kraft der Poesie (unser Spoken Word-Gedicht zum Antikriegstag 2023 hier direkt verlinkt) zu Fall gebracht. Wieviel kräftiger allerdings müsste solche Poesie der Menschen im Aufstand gegen die dehumanisierende Macht, einer People before profit-Poesie, 2025 sein? Im 80.Jahr der Befreiung vom Faschismus, dessen Hauptlast in Europa nunmal die Rote Armee der Sowjetunion getragen hat? Im 111.Jahr der Schlacht von Langemarck, als Tausende gymnasiale Kriegsfreiwillige sich siegesgewiss mit Hurra und Übermensch und Deutschem Wesen ins öde Feld der Ehre und einen sackdummen Tod stürzten, Todesjahr gleichzeitig des ersten Weltkriegsopfers überhaupt und vor dem eigentlichen Beginn – Jean Jaurès, führender Sozialist und Antikriegsheld seiner Zeit in Frankreich? Und wer sollte sie schaffen, könnte sie wirksam vortragen in der Sprache dieses kriegstüchtig gleichgeschalteten phrasenverdroschenen Landes trüber Funzeln und armer Leuchten jenseits der Alpen? Neinsagen, verweigern, den siegheilen Lump/innen, menschenrechtsverachtenden Luschen und klimavergessenen Lackeiern lyrisch die Leviten lesen, konsequent kalte Schultern und zubissbereite Zähne zeigen? Vielleicht allein noch möglich in der Art der genialen Balladen des spätmittelalterlichen Kampfdichters François Villon: „Man schlag | dem ganzen Lumpenpack | das Mauuuul | mit einem Hammer | kurz und klein!“ Außer der Ricarda Lang eventuell, weil die zur tolldreisten Dummheit an der Macht in den Tagen ihrer ganz persönlichen Befreiung von ampelbedingten koalitionsgemeinsamen Pressekonferenzen mal diese ehrlichen Worte verloren hat: „Und dann fängt man an, Mist für Gold zu verkaufen und so einen Unsinn zu reden, wie ich es da geredet habe.“ Et moi-a-a, je suis-i-i – Coroniiiie.
_______________________________________________________________________ANMERKUNGEN:
[0] KWFDW haben hierzu im Kapitel „Von Italien lernen heißt: Menschbleiben lernen“ vor knapp 3 Jahren schon die wichtigsten Antworten gegeben (siehe Reiter rechts oben).
[1] „und der die dt.Schande von Versailles“, geht es bei KWFDW das Thema fortsetzend in FN 17 direkt weiter, „nun zeitenwenderisch auszugleichen anhebt durch einen Weltkrieg gegen den auf Russland projizierten ‚Diktatfrieden‘, den Putin in Scholzens Sicht anstrebt; das genau diesen anmaßenden weltleitkultürlichen Sonderweg kriegsvorbereitender Manipulationsrhetorik, kulturbemäntelter Rassismen und glatter Geschichtsfälschung gegen das Niedrige in den 1910ern und 1930ern schon 2x so kriegsheldenblind beschritten hat? Im Kanzlerwort geht es um nicht weniger als die hohe finale Wiedergutwerdung des Deutschen und die Auslöschung historischer Schanden aus den Erinnerungen – und die hießen in D’land noch nie Gaskrieg, Materialschlacht, Massenvernichtung, Dutzende Millionen Tote oder Auschwitz, sondern Versailles und Stalingrad, Niederlage und nochmals Niederlage.“
[2] Kurt Tucholsky, „Das Felderlebnis“ in: Gesammelte Werke, Bd.3, S.262f; Komplett lautet die Passage: „‚Der grundlegende Unterschied zwischen Euch und uns‘, hat einmal ein Engländer zu einem Deutschen nach dem Kriege gesagt, ‚war, daß ihr mit dem Faust auszogt und wir mit ‚T is a long way to Tipperary. Nun muß ich ja sagen, daß auch mir der russische Schützengraben, der dem hocherfreuten deutschen Puppchen, du bist mein Augenstern herüberbrüllte, weitaus sympathischer erscheint als die Fülle der Privatdozenten, die sich bemühten, das kriegerische Gemisch von Börse, Ressortstänkerei, einem größenwahnsinnigen kaiserlichen Kommis und unverantwortlichen Ministern mit Nietzsche, Goethe, Konfuzius und dem lieben Gott persönlich in Beziehung zu bringen. Die gereckte Pathetik der Kriegsmetaphysiker ist deshalb so unangenehm, weil man Wort für Wort ihr Pathos durch Gegenüberstellung mit der Realität unmöglich machen kann, ein gutes Kennzeichen für seine Unechtheit.“ Die Bloßstellung der Falschheit und „Angedrehtheit“ solchen irrational überkandidelten Blendwerks, wäre aktuell zu ergänzen, funktioniert freilich nur, wenn die Realität als gemeinsamer Referenzpunkt aller redlichen Analysen, Argumente und Diskussionen auch und gerade seitens der herrschenden Polit- und Medienblase noch einigermaßen anerkannt ist. Gut 100 Jahre nach Tucholskys Anekdote kann für D-land davon keine Rede mehr sein. Etwas „Angedrehtes“ nannte meiner Erinnerung nach Adorno solche hysterisch aufgedonnerten Feldzugspathetiken deutscher Glaubenskrieger für etwelche höheren Werte gegen Ende seines Lebens einmal (damals bezogen auf die verzweifelten Schrillheiten der gesellschaftlich kaum verankert unwirksamen APO-Aktiven 1968/69).

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