Regionswahl in Ligurien: 46 % Beteiligung, nur knapp…
…die Hälfte davon rechts. Ende Oktober war Ligurien schon wieder an die Urnen gerufen, zur Regionswahl nämlich, um den neuen Präsidenten in Genua zu bestimmen, nachdem dem alten Toti aufgrund offenkundiger Korruptionsverstrickungen die politischen Totentrompeten geblasen worden waren. Der Chefin der schwarzbraunpissfarbenen Ampel in Rom galt der ehemalige Berlusconier sowieso als unsicherer Kantonist im Regiment, der endlich auch mal liefern müsste (z.B. bei der Durchsetzung des Regasifizmonstrums[1] vor der rosigen Küste Savonas). Nun hat der ebenfalls auf eigener Liste firmierende ‚Centrodestra‘-Kandidat Bucci (mit 48,77:47,36 knapper als erwartet) das Rennen gemacht gegen den stark in der ligurischen Levante (bsd. in der weit größten Provinz Genua und der Hauptstadt selbst) auftrumpfenden Orlando. Das hängt nicht zuletzt mit den Einigungsdefiziten der ‚Centrosinistra‘-Bündnisse zusammen, die es zuverlässig schaffen, entscheidende Prozentchenbringer draußen zu halten, die ihren jeweiligen Platzhirschen meist zu links und mal zu rechts sind. Seit Figuren wie erst Letta, dann Renzi, dann wieder Letta[2] den Partito Demoratico italienweit auf Schrottkarrenniveau runtergerockt haben[3], kann der allenfalls nochmal einen Seniorenpokal bei der Oldtimer-Rallye SanRemo einfahren, aber für richtige Punkte reicht es nichtmal mehr bei der -ihrerseits schon international abgehalfterten- echten SanRemo Rallye.
Das allein wäre also nichts Neues – und doch gibt’s im Kontext der Regionswahl Interessantes zu vermelden. So sehr der politische Niedergang eines linken Liguriens unverkennbar ist, bleibt wenigstens die geografische Struktur seiner Verteilung eine Konstante. Von den 4 Provinzen ist die weitaus größte mit Genau als Hauptstadt nach wie vor eine relative Hochburg und die östliche Provinz LaSpezia dahinter ebenso. Richtung Westen sieht’s dagegen über die Provinzen Savona bis Imperia zunehmend rechter aus – ebenfalls wie gewohnt. Insgesamt wird in der Region weiterhin weniger Meloni und mehr Schlein gewählt als im Landesdurchschnitt. In unserem kleinen Baiardo z.B. hat der „Rechts“- gegenüber dem „Links“block zwar deutlich mit 66:30 Stimmen gewonnen; Aber innerhalb der ‚Centrodestra‘ bekam wenigstens die Meloni-Partei die wenigsten Stimmen ihrer Ampelkoalition (17 wie der PD) und jene Salvinis auch bloß die zweitmeisten. Zudem entfielen auf 7 eigenständige Wahllisten weitere 12 Stimmen, 7 davon für das Bündnis aus Potere al Popolo, Rifondazione und PCI[3], das hier vor Ort von der rührigen und mutigen Paola Bergamini unentwegt mit Cafébetrieb, Lavendelmarkt, Flüchtlingshilfe und ‚Fattoria Didattica‘ vertreten wird. Ganz besonders erfreulich ist, dass sie auch so Tricksern und Schwätzern, Täuscher- und Blenderinnen der Marke ‚Human Intelligence-craft‚ oder ‚Mercatino di Scambio‘ mal kurz & bündig mit einer „e‘ tutto solo fuffa“-Diagnose heimleuchtet. Et moi-a-a, je suis-i-i – Coroniiiie.
______________________________________________________________ ANMERKUNGEN:
[1] Zum Regasifizierungsmonstrum soll es bald auch Ausführlicheres auf der Homepage geben[https://www.wwwebworks.de/xfn/liguria/ligurinews.htm]. Die Newsletter-Community weiß zu dem Thema sowieso schon seit einem Jahr Bescheid. Wo der kostenlos und zur vierteljährlichen Zusendung bestellt werden kann, ist hier oft genug beschrieben worden.
[2] Der letzte Fall war jetzt auch wieder bei der Regionswahl in Ligurien der Fall, wo der neoliberale Rechtsflügler Renzi auf Druck der Cinque Stelle vom Bündnis abgewiesen wurde, die den aufgeblasenen Ex-Ramattore zurecht nicht dabeihaben wollten. Renzi selbst hatte noch in seinen Regierungschefzeiten den aussichtsreichen Linksflügler Pastorino durch éinen treuen Knappen namens Paita als PD-Kandiadat ersetzen lassen und damit eine weitere Konkurrenzliste (nämlich des Gekickten selbst) verursacht, was im seit 1990 offenen Ringen um die linke Hochburg erstmals wieder dauerhaft die Rechten (eben Toti) in Ligurien an die Regionalmacht brachte – für 2015 (als Burlano sie gerade für 10 Jahre zurückerobert hatte) eine beachtliche Verschrottungsleistung dieses hinterhältigen Schaumschlägers, der heute mit seinem Spaltprodukt Italia Viva für um die 3 % durch die Lande tingelt. Pastorino hatte damals bei der Regionswahl mit seiner Rete a Sinistra dagegen 9,4 % geholt.
[3] Siehe dazu ebenso die Artikel „Italienische Regierung wird künftig von den Deutschen gewählt!„, „Fascho-Alarm! Zeitenwende jetzt auch in Italien“ sowie „Meloni, Corona, aber Kriech! Kriech. Kriech müssz gäm„, die zusammen einen ziemlich guten Überblick auch zu dieser 10jährigen Verfallsgeschichte geben.
[4] Ein schöner Seitenaspekt dieser Lokalgeschichte ergibt sich aus dem resultierenden Stimmenanteil von gut 6% (per Dreisatz mit 100:111 leicht nachzurechnen) für echte Linke, der ligurienweit selbst mit dem solo konkurrierenden Partito Communista dei Lavoratori zusammen nur auf 1,2% kam. Andrerseits und immerhin ist selbst letzteres noch 10x mehr als in D’land echte Linksparteien (MLPD, DKP) auch addiert einzusammeln in der Lage sind.
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.